Seit dem 26. August schaut ganz Deutschland auf Chemnitz. Ein Tötungsdelikt wird instrumentalisiert, Wut und Hass machen sich auf den Straßen breit. Unter anderem war für den 3. September erneut eine Gegenkundgebung in Chemnitz angemeldet. „Am Kopp“ fand ein Konzert namhafter Bands, darunter Die Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, K.I.Z., KRAFTKLUB, Marteria&CASPER, Nura030 (SXTN) und TRETTMANN, statt. Das finden wir gut. Das ist wichtig. Nur der Titel lässt uns als Verein in der sächsischen Provinz innehalten: „Wir sind mehr“. Sind wir das denn wirklich?
Wenn man, wie beispielsweise der Treibhaus e.V. in Döbeln seit mittlerweile 21 Jahren soziokulturelle Arbeit im ländlichen Raum leistet, mit Jugendlichen und Geflüchteten zusammenarbeitet und sich gegen Nazis einsetzt, bekommt man oft zu spüren, dass dieses Engagement nicht immer erwünscht ist. Man muss sich für seine Arbeit rechtfertigen, steht unter Beobachtung, wird angegriffen und steht trotzdem immer wieder auf. Junge Menschen verlassen die Region, was normal und nachvollziehbar ist, ehrenamtlich Engagierte brechen weg und die Strukturen vor Ort werden geschwächt. Das liebe Geld ist sowieso immer knapp und Spenden kommen von einem immer gleichen Kreis von Unterstützer_innen.
Hier fühlt es sich nicht wirklich so an, als seien wir mehr. Wir wünschen uns, dass die Veranstaltung am 3. September ein Anstoß ist und keine Beruhigung für’s gute Gewissen. Wir wünschen uns, dass wir zwar zusammen nach Chemnitz fahren, um ein wichtiges Zeichen zu setzen gegen Fremdenhass, Rassismus und neonazistische Umtriebe – egal wo! Wir wünschen uns aber auch, dass es danach weitergeht. Dass ihr euch in eurer Umgebung umschaut und die Initiative, den soziokulturellen Verein, das Jugendhaus, die Nähstube, den ehrenamtlichen Deutschkurs, die Kleiderkammer oder weitere coole Aktionen vor Ort unterstützt. Bietet konkrete Hilfe an!
Hier sind drei Dinge, die der Treibhaus e.V. aktuell an Unterstützung benötigt. Auch an anderen Orten wird jede helfende Hand und jede Spende gebraucht. Wir rufen dazu auf, ähnliche Listen zu erstellen und unter dem #wannwennnichtjetzt zu veröffentlichen. Für Kontinuität und gegen sächsische Verhältnisse. Damit wir wieder mehr werden:
- Übernehmt ehrenamtlich Barschichten im Café Courage und unterstützt uns in der Durchführung von Veranstaltungen.
- Besucht unsere vielfältigen Veranstaltungen und erzählt anderen davon.
- Werdet Vereinsmitglied oder unterstützt uns durch eine Spende.
#wannwennnichtjetzt
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